Ob an der Tankstelle, im Supermarkt oder beim Restaurantbesuch mit Freunden: Dass die Preise überall rasant steigen, macht sich aktuell bei jeder Konsumentscheidung bemerkbar. Und auch der Immobilienmarkt ist nicht vor Inflation und Zinsanstieg gefeit.
Viele Kaufinteressenten fragen sich deshalb berechtigterweise: Immobilien jetzt kaufen oder warten? Steigen die Zinsen weiter? Platzt bald eine Blase?
Natürlich können auch wir nicht in die Zukunft sehen. Dennoch möchten wir Ihnen mit diesem Artikel die drei größten Bedenken gegen den Kauf einer Immobilie nehmen und genau jene Fragen beantworten, die Sie nachts beim Gedanken an Ihre Traumimmobilie umtreiben.
Bedenken #1: In Deutschland Gibt Es Eine Immobilienblase, Die Bald Platzt
Sie plagt seit Monaten die Frage, ob sie Immobilien jetzt kaufen oder warten sollen? Unumstritten ist, dass die Kaufpreise für Immobilien in Deutschland – insbesondere in den großen Metropolen Hamburg, München oder Berlin – seit Jahren stark steigen. Doch reicht diese Tatsache bereits zur Bildung einer ‚Immobilienblase‘, wie sie derzeit gerne von Journalisten herbeigeschrieben wird?
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptfaktoren, die zur Preisspirale auf dem Immobilienmarkt führen: eine zu lockere Kreditvergabe und eine fehlgeleitete Fiskalpolitik. Glücklicherweise sind die Vergaberichtlinien für Darlehen in Deutschland recht streng. Wer also eine schlechte Zahlungsfähigkeit aufweist, bekommt keinen Kredit. Ein Immobiliencrash, wie er ab 2007 in den USA stattgefunden hat, ist hierzulande also nicht zu erwarten.
Zusätzlich wurde 2017 ein Gesetz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erlassen, das die Möglichkeit bietet, Spekulationsblasen durch Eingriffe in den Immobilienmarkt entgegenzuarbeiten. Seit dem 1. April 2022 müssen Banken in Deutschland als Vorsorge für mögliche Rückschläge beispielsweise einen zusätzlichen Kapitalpuffer ansparen.
Darüber, ob es also überhaupt eine Immobilienblase in Deutschland gibt, die theoretisch platzen könnte, sind sich Experten nach wie vor uneinig. Worin sie sich jedoch einig sind, ist, dass dezidiert nicht von einem plötzlichen Immobilien-Preisabsturz auszugehen ist.
Bedenken #2: Hohen Zinsen FÜhren Zu Mehr VerfÜgbaren Immobilien
Dass die Immobilienpreise nach vierzehn Jahren Aufschwung erstmal sinken könnten, stimmt tatsächlich. Das zeigt der aktuelle Immobilienpreisindex des Empirica-Instituts, demzufolge die Preise für bestehende Immobilien im vergangenen Jahr deutlich weniger schnell gestiegen sind als in den Vorjahren seit 2015. Es ist auch korrekt, dass Gegenden, in denen Immobilien günstiger geworden sind, grundsätzlich zugenommen haben. Aber: Mit einem regelrechten Immobilien-Preissturz rechnen die Experten des Instituts nicht. Der momentan beobachtbare Preiseinbruch wird weder tief noch dauerhaft sein.
Die Erklärung liegt auf der Hand: Auch wenn die steigenden Immobilienzinsen die Nachfrage nach Eigentum erst einmal verkleinern, wirken sich einige andere Faktoren auf das langfristige Angebot aus. Durch den Krieg in der Ukraine und Corona kommt es einerseits zu Lieferengpässen bei Baumaterial, andererseits weisen Kommunen aus Umwelt- und Klimaschutzgründen immer weniger Bauland aus.
Die Politik reagiert zusätzlich mit Sanierungspflichten, Subventionsentzug beim konventionellen Neubau und weiteren Verschärfungen im Baurecht. Diese Entwicklung führt insgesamt dazu, dass immer noch deutlich weniger Immobilien gebaut als benötigt werden. Folglich sinkt das Angebot.
Eine Faustregel, die Sie sich merken müssen, lautet: Solange das Angebot langsamer wächst und die Nachfrage nicht einbricht, steigt die Knappheit. Hohe Zinsen führen also nicht automatisch zu einem Plus an verfügbaren Immobilien. Es gibt nach wie vor genügend Gründe für eine Eigentumswohnung.
Bedenken #3: Steigende Zinsen und die Finanzierbarkeit
Eine der wesentlichen Sorgen beim Kauf einer Immobilie ist die Auswirkung steigender Zinsen auf die Finanzierbarkeit. Die Angst vor höheren Hypothekenzinsen und den damit verbundenen monatlichen Belastungen ist verständlich. Steigende Zinsen können die Kosten für die Finanzierung erheblich erhöhen und die monatliche Belastung für Hauskäufer beeinflussen. Doch bevor Sie sich von dieser Sorge abschrecken lassen, sollten Sie einige wichtige Faktoren berücksichtigen.
Erstens ist es wichtig zu verstehen, dass die Zinssätze historisch gesehen immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau liegen, auch wenn sie in letzter Zeit gestiegen sind. Selbst bei moderat höheren Zinsen sind Hypothekendarlehen nach wie vor erschwinglich.
Zweitens sollten Sie bedenken, dass die zukünftige Entwicklung der Zinsen schwer vorherzusagen ist. Der Zinsmarkt ist von vielen Faktoren abhängig, darunter die Geldpolitik der Zentralbanken, wirtschaftliche Entwicklungen und geopolitische Ereignisse. Daher ist es ratsam, die Entscheidung zum Kauf einer Immobilie nicht ausschließlich von den aktuellen Zinssätzen abhängig zu machen.
Drittens können Sie durch eine sorgfältige Planung und eine solide Finanzierung Ihre Risiken minimieren. Dies beinhaltet die Auswahl eines passenden Hypothekendarlehens, die Berücksichtigung von Eigenkapital und die Prüfung Ihrer langfristigen finanziellen Möglichkeiten. Eine konservative Herangehensweise an die Finanzierung kann dazu beitragen, auch bei steigenden Zinsen die monatlichen Belastungen tragbar zu halten.
Dass Immobilien in erster Linie eine langfristige Investition sind. Kurzfristige Schwankungen der Zinssätze sollten nicht den Blick auf die langfristigen Vorteile des Immobilieneigentums verstellen, wie beispielsweise die Möglichkeit, Eigenkapital aufzubauen und von langfristigen Wertsteigerungen zu profitieren.
Die Entscheidung, eine Immobilie zu kaufen oder zu warten, ist eine wichtige und individuelle Angelegenheit. Die genannten Bedenken in Bezug auf Immobilienblasen, steigende Zinsen und Finanzierbarkeit sind zwar verständlich, aber sie sollten nicht dazu führen, dass Sie eine langfristige Investition wie den Kauf einer Immobilie vorschnell ablehnen. Es ist ratsam, sich sorgfältig zu informieren, Ihre finanzielle Situation zu prüfen und Ihre langfristigen Ziele zu berücksichtigen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Der Immobilienmarkt ist nach wie vor vielfältig und bietet Chancen für kluge Investoren.