Der Immobilienmarkt ist für Verkäufer aktuell sehr vorteilhaft. Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen ist deutlich höher als das Angebot. Immer häufiger werden Immobilien deshalb gar nicht mehr öffentlich vermarktet – vielmehr findet sich ein Käufer schon über das private Umfeld: Ein Familienmitglied oder Freund kennt jemanden, der ein Haus sucht, oder der Nachbar kennt jemanden, der in eine Eigentumswohnung ziehen möchte. Auf den ersten Blick klingt ein Verkauf im erweiterten privaten Umfeld nach einer stressfreien Option – er ist allerdings nicht immer eine gute Idee. Wir geben einen Überblick über die Aufgaben, Vor- und Nachteile.
Die Aufgaben bei einem privaten Hausverkauf
Auch, wenn ein Immobilienverkauf im privaten Umfeld abgewickelt wird, kommen auf den Verkäufer einige Aufgaben zu:
- Preisfindung: Die erste und wichtigste Aufgabe bei einem Immobilienverkauf – ob im privaten Umfeld oder in der klassischen Verkaufsumgebung – ist die Ermittlung des Immobilienwertes. Hier ist professionelle Unterstützung durch einen Gutachter empfehlenswert, damit das Haus weder unter Wert noch mit einem unrealistischen Preis angeboten wird.
- Exposé erstellen: Auch bei einem Verkauf im erweiterten privaten Umfeld sollten Sie ein Dokument mit allen nötigen Informationen zur Immobilie und zur Lage erstellen, das Sie Kaufinteressenten zur Verfügung stellen können. Nur so können sie eine fundierte Entscheidung treffen, ob die Immobilie zu ihnen passt. Neben Infos zur Grundstücks- und Wohnfläche müssen Sie hier auch Angaben zu den Energiewerten machen und einen Energieausweis vorlegen können.
- Besichtigungen vor- und nachbereiten: Besichtigungen der Immobilie gehören ebenfalls zu Ihren Aufgaben als Verkäufer. Vielleicht haben Sie den Vorteil, dass Sie die Kaufinteressenten entfernt kennen, wodurch eine lockere Stimmung entsteht – dennoch müssen Sie das Haus entsprechend vorbereiten und alle nötigen Infos zusammensuchen, damit Sie Fragen beantworten und einen guten Eindruck des Hauses hinterlassen können. Im Anschluss an die Besichtigung hilft es, sich Notizen zu machen, um schließlich den passenden Käufer finden zu können.
- Dokumente beschaffen: Für einen Immobilienverkauf sind einige Dokumente nötig. Dazu zählen zum Beispiel der Energieausweis, der Grundbuchauszug, Grundrisse sowie Belege über Sanierungen und Renovierungen. Wichtig ist, dass Sie sich rechtzeitig um die Beschaffung dieser Unterlagen kümmern, damit der Verkauf ohne weitere Hindernisse abgeschlossen werden kann.
- Verkaufsverhandlungen: Eine der größten Herausforderungen bei einem Hausverkauf im privaten Umfeld ist die Verkaufsverhandlung. Hier handelt es sich schließlich um keine wildfremde Person, sondern um jemanden, zu dem Sie eine entfernte persönliche Verbindung haben. Umso wichtiger ist es, in den Verhandlungen professionell zu bleiben und persönliche Themen außen vor zu lassen.
Haus privat verkaufen: die Vorteile
Ein Immobilienverkauf im erweiterten privaten Umfeld bringt auf den ersten Blick einige Vorteile mit sich – insbesondere in Bezug auf den Aufwand, mit dem ein Verkauf einhergeht:
- Anzeigenerstellung entfällt: Wer „unter der Hand“ Interessenten für eine Immobilie finden kann, spart sich vor allem die Arbeit der Anzeigenerstellung und der Herausforderung, die Anzeige sichtbar zu machen. Oft wird dieser Schritt übersprungen und Interessenten kommen direkt zu einer Besichtigung, nachdem sie die wichtigsten Infos zur Immobilie erhalten haben. Einige ansprechende Fotos vom Haus und Grundstück sollten Sie aber dennoch in der Hinterhand haben, damit Sie sie auf Wunsch zeitnah verschicken können.
- Entspannte Atmosphäre: Kennen Sie den potenziellen Käufer bereits entfernt, ist die Atmosphäre bei einer Besichtigung oft deutlich lockerer als bei einer klassischen Besichtigung nach Kontaktaufnahme über eine Anzeige. Je nachdem, um wen es sich bei den Interessenten handelt, kennen sie das Haus möglicherweise schon und haben bereits ein Grundvertrauen, das Sie von Fremden nicht erwarten können.
- Maklergebühren entfallen: Ob beim Verkauf im eigenen privaten Umfeld oder über ein Immobilienportal – beim Privatverkauf einer Immobilie entfällt die Maklerprovision, die sich Käufer und Verkäufer zu gleichen Teilen aufteilen. Als Verkäufer können Sie diesen Wert auf Ihr Angebot aufaddieren und ihn als Verhandlungsspielraum nutzen.
Nachteile bei einem privaten Verkauf der Immobilie
Gleichzeitig gibt es jedoch auch einige Nachteile, wenn Sie Ihr Haus im privaten Umfeld verkaufen möchten. Nicht immer erzielen Sie damit den besten Erfolg:
- Persönliche Beziehung und der Wert der Immobilie: Haben Sie eine persönliche Beziehung zum potenziellen Käufer, stehen Sie gleich vor mehreren Herausforderungen. Einerseits fehlt es an der Professionalität im Verhältnis, das die nötige emotionale Distanz für einen Verkauf in dieser Höhe absichert. Zu oft entsteht hier die Mentalität „Das wird schon alles funktionieren“, die möglicherweise später für Konfliktpotenzial sorgen kann, beispielsweise, wenn es um Mängel an der Immobilie oder die Preisverhandlungen geht. Oft neigen Verkäufer an dieser Stelle auch dazu, die Immobilie unter Wert zu verkaufen, weil sie Freunden oder Familie eine Freude machen möchten. Hier sollten Sie sich unbedingt im Vorfeld Grenzen setzen und diese während der Verhandlungen auch einhalten.
- Kleiner Interessentenkreis: Je mehr Interessenten es für ein Haus oder eine Wohnung gibt, desto höher kann der finanzielle Erfolg für den Verkäufer am Ende werden. Gerade beim Verkauf mit einem Makler kommt es immer wieder zu einem Bieterverfahren, wenn sich zu viele Interessenten melden – das kann den Preis noch einmal erhöhen. Wird ein Haus im direkten privaten Umfeld verkauft, entsteht in der Regel nur ein sehr kleiner Interessentenkreis und die Entscheidung für den neuen Eigentümer ist schnell getroffen. Das sorgt jedoch auch dafür, dass eine Immobilie ohne Makler unter Wert verkauft wird oder zumindest ihr Potenzial nicht voll ausschöpft.